Ambrosia: Wie gefährlich ist die Allergie-Pflanze? (2024)

Ambrosia: Wie gefährlich ist die Allergie-Pflanze? (1)

Eine Ambrosia-Pflanze, auch Beifußblättriges Traubenkraut genannt, produziert in einem Jahr bis zu eine Million Pollen – und macht damit vielen Allergikern das Leben schwer. So erkennen und beseitigen Sie den Neophyten.

Verena Schmidt

15.07.2024 - 09:01

Uhr

Lesezeit:

7

Min.

Ambrosia: Wie gefährlich ist die Allergie-Pflanze? (3)

Die Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ist auch als Beifußblättriges Traubenkraut bekannt

Die Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), auch nordamerikanische Beifuß-Ambrosie, Aufrechtes oder Beifußblättriges Traubenkraut genannt, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Nordamerika aus nach Europa eingeschleppt. Dies passierte wahrscheinlich über verunreinigtes Vogelfutter. Die Pflanze gehört zu den sogenannten Neophyten – so nennt man fremdländische Pflanzenarten, die sich in der heimischen Natur ausbreiten und dabei oft heimische Pflanzen verdrängen. Allein von 2006 bis 2016 hat sich der Bestand des Korbblütengewächses in Deutschland schätzungsweise verzehnfacht. Daher gehen viele Experten davon aus, dass auch die Klimaveränderung die Ausbreitung begünstigt.

Die Pollen können Allergien auslösen

Das invasive Auftreten von Ambrosia ist aber nicht das einzige Problem, denn ihre Pollen lösen bei sehr vielen Menschen Allergien aus – ihre allergene Wirkung ist zuweilen stärker als Gräser- und Birkenpollen. Die Ambrosia-Pollen fliegen von August bis November, am stärksten aber im Spätsommer.

Vorkommen von Ambrosia in Deutschland

Hierzulande kommt Ambrosia artemisiifolia am häufigsten in den wärmeren, nicht zu trockenen Gegenden Süddeutschlands vor. Man findet die Pflanze vor allem auf brachliegenden Grünflächen, Schuttplätzen, an Randstreifen sowie entlang von Eisenbahnstrecken und Autobahnen. Ambrosia-Pflanzen, die an Straßenrändern wachsen, sind besonders aggressiv, wie Forscher herausgefunden haben. Die stickoxidhaltigen Autoabgase verändern die Protein-Zusammensetzung der Pollen derart, dass die allergischen Reaktionen noch heftiger ausfallen können.

PflanzenAmbrosienAmbrosia-Pflanzen gehören zu den Korbblütlern. Die vom Wind bestäubten Gewächse bilden Massen an Samen, die zu einer explosiven Ausbreitung dieser Neophyten führen

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Ambrosia ist eine einjährige Pflanze. Sie wächst vor allem im Juni und wird bis zu zwei Meter hoch. Der Neophyt besitzt einen behaarten, grünen Stängel, der im Lauf des Sommers rotbraun wird. Charakteristisch sind die ebenfalls behaarten doppelt gefiederten grünen Blätter. Da Ambrosia einhäusig getrenntgeschlechtlich ist, bildet jede Pflanze sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Die männlichen Blüten tragen gelbbliche Pollensäckchen und schirmartige Köpfchen. Sie sitzen am Ende des Stängels. Die weiblichen Blüten sind darunter zu finden. Ambrosia artemisiifolia blüht von Juli bis Oktober, bei milder Witterung sogar bis in den November hinein. In diesem langen Zeitraum werden Allergiker vom Pollenflug geplagt.

Neben der einjährigen gibt es auch eine Stauden-Ambrosie (Ambrosia psilostachya). Sie kommt ebenfalls als Neophyt in Mitteleuropa vor, breitet sich allerdings nicht ganz so stark aus wie ihre einjährige Verwandte. Beide Arten sehen sich sehr ähnlich und beide produzieren stark allergenen Pollen. Die Beseitigung der mehrjährigen Stauden-Ambrosie ist jedoch aufwändiger, da sie aus den im Boden zurückgebliebenen Wurzelstücken oft wieder austreibt.

Ambrosia: Wie gefährlich ist die Allergie-Pflanze? (7)

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Die Unterseiten der Blätter von Ambrosia artemisiifolia (links)sind grün und die Stängel behaart. Der GemeineBeifuß (Artemisia vulgaris, rechts) hat graugrünefilzige Blattunterseiten und unbehaarte Stängel

Aufgrund ihrer doppelt gefiederten Blätter kann man Ambrosia leicht mit anderen Pflanzen verwechseln. Vor allem ist der Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris) der Ambrosia sehr ähnlich. Dieser besitzt jedoch einen unbehaarten Stängel und weiß-graue Blätter. Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) hat im Gegensatz zu Ambrosia ebenfalls einen unbehaarten Stängel und ist weiß bemehlt. Amarant hat bei genauerem Hinsehen ungefiederte Blätter und kann so vom Beifußblättrigen Traubenkraut relativ leicht unterschieden werden.

Vermehrung und Verbreitung

Ambrosia artemisiifoliapflanzt sich nur durch Samen fort, die jedoch in großen Mengen gebildet werden. Sie keimen von März bis August und bleiben über Jahrzehnte keimfähig. Verbreitet werden die Samen durch verunreinigtes Vogelfutter und Kompost, aber auch durch Mäh- und Erntemaschinen. Insbesondere bei der Mahd der Grünstreifen entlang von Straßen werden die Samen über weite Strecken transportiert und besiedeln neue Standorte.

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Allergische Reaktion auf Ambrosia

Vor allem Pollenallergiker erweisen sich oft auch als allergisch gegen Ambrosia. Aber auch viele Menschen, die gegenüber heimischen Pollen nicht überempfindlich reagieren, können durch den Kontakt mit den Pollen oder den Pflanzen selbst eine Allergie entwickeln. Es kommt zu Heuschnupfen, tränenden, juckenden und geröteten Augen. Gelegentlich treten auch Kopfschmerzen, Reizhusten und bronchiale Beschwerden bis hin zu Asthma-Anfällen auf. Die Betroffenen fühlen sich abgeschlagen und müde und leiden unter erhöhter Reizbarkeit. Auf der Haut können sich bei Kontakt mit den Pollen zudem Ekzeme bilden. Eine Kreuzallergie mit anderen Korbblütlern und Gräsern ist ebenso möglich.

Ambrosia bekämpfen

In der Schweiz wurde Ambrosia artemisiifolia stark zurückgedrängt und in vielen Regionen wieder ausgerottet – der Grund dafür ist ein Gesetz, das jeden Bürger verpflichtet, identifizierte Pflanzen zu beseitigen und den Behörden zu melden. Wer dem nicht nachkommt, riskiert ein Bußgeld. In Deutschland tritt die Beifuß-Ambrosie hingegen immer häufiger auf. Daher gibt es in den betroffenen Regionen immer wieder Aufrufe an die Bevölkerung, aktiv an der Bekämpfung und Eindämmung des Neophyten mitzuwirken. Sobald Sie eine Ambrosia-Pflanze entdecken, sollten Sie diese mit Handschuhen und Mundschutz mitsamt der Wurzel herausreißen. Trägt sie bereits Blüten, verpacken Sie die Pflanze am besten in einen Folienbeutel und entsorgen sie über den Hausmüll.

Ambrosia: Wie gefährlich ist die Allergie-Pflanze? (10)

Beim Entfernen von Ambrosia müssen Sie Handschuhe und Mundschutz tragen und die abgetrennten Neophyten in Plastiksäcken über den Hausmüll entsorgen

Größere Bestände sollten den örtlichen Behörden gemeldet werden. Viele Bundesländer haben extra Meldestellen für Ambrosia eingerichtet. Flächen, auf denen Ambrosia artemisiifolia entdeckt und beseitigt wurde, sollten regelmäßig auf einen neuen Befall kontrolliert werden. Vogelfutter galt noch vor wenigen Jahren als häufige Verbreitungsursache. Inzwischen werden qualitativ gute Körnermischungen jedoch so gründlich gereinigt, dass sie keine Ambrosiasamen mehr enthalten.

Im Podcast: Gartengestaltung trotz Pollenallergie

Für Menschen mit einer Pollenallergie kann es besonders im Frühjahr schwierig sein, Zeit im Garten zu verbringen. In der neuesten Episode von “Grünstadtmenschen – der Gartenpodcast” mit Gastgeberin Karina Dinser-Nennstiel widmen wir uns der unschönen Seite der Pflanzenblüte: dem Heuschnupfen. Was kann man tun, wenn man unter einer Pollenallergie leidet — und kann man trotzdem einen schönen Garten haben? Karina verrät einige hilfreiche Tipps rund um allergenarme Pflanzen und wie man die Allergieauslöser in Schach hält. Jetzt reinhören!

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